Freiheit ist Verantwortung
Europa mit Werten und Wettbewerb stärken
Der Wohlstand in Europa wird nur von Bürgern gesichert, die mit Freiheit verantwortlich umgehen. Der deutsche Ökonom Werner Lachmann warnte am Forum christlicher Führungskräfte in Bern vor dem Gefälligkeitsstaat und forderte die Schweizer auf, die Fehler der Nachbarn zu vermeiden.
Schweiz als Insel im EU-Meer
Lachmann, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre in Erlangen, konzentrierte sich auf die Wechselwirkungen zwischen Staat, Gesellschaft und Wirtschaft, ohne die Digitalisierung einzubeziehen. Die «Soziale Marktwirtschaft», die Deutschland in der Nachkriegszeit Wohlstand gebracht habe, werde nicht mehr verstanden. «Dies könnte auch für die Schweiz eine Herausforderung werden – denn Sie leben auf einer Insel», konstatierte Lachmann.
Chancen in der Ungleichheit
Die grosse Gefahr für die EU sieht der renommierte Volkswirt im Verlust der Freiheit. Freiheitsverluste drohen laut Lachmann erstens durch ausufernde Bürokratie. Die Politik verstehe den Sinn und Nutzen des Wettbewerbs nicht mehr und wolle alles regulieren. «Für alle Länder sollen gleichen Steuersätze, die gleichen Sozial- und Umweltauflagen und das gleiche Abitur gelten.» Dabei seien «Ungleichheiten der Grund für den wohlstandsfördernden Tausch».
Freiheit in föderalen Strukturen bewahren
Für Lachmann ist klar, dass «die Brüsseler Bürokraten Angriffspunkte gegenüber der Schweiz suchen». Die Eidgenossenschaft müsse daher unethisches Verhalten vermeiden. Auch Länder bräuchten ein langfristig nachhaltiges Geschäftsmodell. «Betrug und Übervorteilung zahlen sich langfristig nicht aus.» Lachmann warnte vor der Korrumpierung von Politikern durch Lobbyisten, die das Wohl ihres Verbands, aber nicht des Gemeinwesens im Blick haben. Den Schweizern riet er, die in Deutschland gemachten Fehler zu vermeiden: «Die föderale Struktur schützt die Freiheit des Bürgers; aber der Bürger muss informiert sein, um politisch verantwortlich zu handeln.»
Zu viel Solidarität im Gefälligkeitsstaat
Auch die Überbetonung der Solidarität gefährdet laut Lachmann die Freiheit. Wenn der Staat einen schwächelnden Wirtschaftszweig schütze, gingen Arbeitsplätze dort verloren, wo man die Subventionen wirkungsvoller eingesetzt hätte. Der Ökonom zitierte Friedrich Nietzsche: «Die europäische Demokratie ist zum kleinen Teil eine Entfesselung von Kräften. Vor allem ist sie eine Entfesselung von Faulheiten, von Müdigkeiten, von Schwächen.» Unter dem Mäntelchen der Solidarität werde mehr gefordert als gegeben, statt dem ‚Danke‘ heisse es: ‚Mehr nicht?‘ Lachmann sieht Politik, Ökonomie und Ethik zusammen: «Investitionsschwächen, Leistungsunlust und Werteverlust fallen nicht vom Himmel, sie sind Folgen des umverteilenden Gefälligkeitsstaates.»
Politiker und der Ruin des Staats
Die deutsche Staatsverschuldung von über 2 Billionen Euro entspricht einer stündlichen Kreditaufnahme von 115‘000 Euro über 2000 Jahre. Die Bundesrepublik habe diesen Berg jedoch in 50 Jahren angehäuft. Damit gefährde sie den Wert der Gemeinschaftswährung, sagte Lachmann. Der starke Schweizer Franken zwinge zu Anstrengungen am Markt. Dies werde sich positiv für den Kleinstaat auswirken. «Andere, die sich auf Abwertungen oder auf staatliche Unterstützungen verlassen, werden träge.» Unverblümt fragte Lachmann: «Wie schützt sich ein Land vor den Politikern, die es in den Ruin führen können?»
Stärke durch Charakter
Moral ist auch für die Wirtschaft entscheidend. Der Wert eines Chefs sei direkt proportional zu seinen Werten, zitierte Lachmann einen Management-Slogan. Die chinesische Mauer sei als Bollwerk nicht zu überwinden gewesen; doch die Wächter liessen sich bestechen. «Jede Nation ist nur so stark wie der Charakter ihrer Bürger… Die Überlebensfähigkeit von Gesellschaft, Staat und Wirtschaft hängt vom Grad der vorhandenen Moral ab.»

Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet