Dabei wollte ich doch Erfolg haben!

Wir müssen heute Erfolg haben. Wir wollen Erfolg haben. Gerade wir Männer. Was aber sollen wir tun, wenn die Erfolgsbilanz negativ ausfällt?

Der Jahresabschluss des Hotels Atlas ist da. Ein ganzer Ordner voll Zahlen. Schwarz auf weiss ist nun zu lesen, wie erfolgreich oder eben nicht ich im letzten Jahr gearbeitet habe. Bis jetzt konnte ich noch hoffen. Nun aber reden die nackten Zahlen. Und die Erfolgsrechnung redet eigentlich nicht von Erfolg. Gerade noch mit einem blauen Auge weggekommen. Einigermassen ausgeglichen, den erstrebten Umsatz nicht ganz erreicht. Dabei wollte ich doch mehr. So richtig Gewinn erwirtschaften. Es meinen Kritikern und vor allem mir zeigen, dass ich gut bin, dass ich es schaffe. Erfolg haben wollte ich. Und dafür habe ich mich eingesetzt. Zielstrebig, mit ganzer Kraft, ohne Rücksicht auf die Gesundheit.

Dieser Abschluss nagt an meinem Selbstbewusstsein. Einmal mehr suche ich nach Gründen. Das Unwetter im Herbst hat manches vermiest. Viele Gäste sind ausgeblieben. Das soziale Engagement hätten wir drosseln sollen. Niemals hätten wir so viele junge Menschen aufnehmen dürfen. Überhaupt sollten die Gäste konsumfreudiger sein. Manche bringen es fertig, eine ganze Woche an der gleichen Mineralflasche zu nippeln! Vielleicht sollten auch unsere Preise weniger "christlich" sein...
Doch alles Grübeln ändert nichts. Ich war im Jahr 2000 nicht erfolgreich! Das ist Fakt. Ich hatte mich nicht als erfolgreicher Hotelmanager profiliert. Ich konnte keine Reserven schaffen. Wichtige Anschaffungen müssen weiter warten.
Warum bin ich eigentlich so niedergeschlagen? Warum nehme ich diese "Nichterfolgsrechnung" so persönlich? War ich eitler Tropf nicht einfach in meinem Stolz verletzt? Gab denn im vergangenen Jahr nicht viel Anlass zur Dankbarkeit? Meine Mitarbeiter und ich hatten eine interessante Arbeit und einen rechten Verdienst. Viele Gäste konnten sich bei uns erholen und haben im vergangenen Jahr gute Ferien bei uns verbracht. Manchen Menschen durften wir helfen, einigen gar ein Zuhause bieten. Wir konnten das Christsein leben. Das Wort Gottes konnten wir weitergeben, Reich Gottes bauen.

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Christoph Gysel
Was will ich eigentlich mehr? Mein Ego auf den Laufsteg führen? Allen zeigen, dass ich gut bin? Dass man mich verkannt hat? Dass ich zu Besonderem fähig wäre? Ein Erfolgsmensch bin? Ist das, was man Erfolg nennt, wirklich so erstrebenswert, so wichtig? Kann das Erfolgsdenken nicht auch gefährlich sein? Einem Bekannten von mir, einem erfolgreichen Börsenmakler, ist eben die Frau weggelaufen. Macht das Streben nach Erfolg nicht blind für die wirklich wichtigen Dinge?

Ich möchte tun, was der Herr mir vor die Hände legt. Ich möchte mich mit ganzem Einsatz für Gott, die Familie, die Mitarbeiter, die Gäste, die Gemeinde und die Mitmenschen einsetzen. Nach bestem Wissen und Vermögen will ich den Betrieb führen. Doch meinen Selbstwert möchte ich nicht mehr abhängig machen vom Erfolg, sondern allein von Jesus, der meinem Leben wirklich Sinn gibt.

Datum: 05.02.2013
Autor: Christoph Gysel
Quelle: Chrischona Magazin

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